makedonische Sprache

makedonische Sprache
makedonische Sprache,
 
die zur südslawischen Gruppe innerhalb der slawischen Sprachen gehörende Sprache, die mit Beschluss des Makedonischen Volksbefreiungsrates vom 2. 8. 1944 zur Sprache der Makedonier erklärt wurde. Die makedonische Sprache wird von etwa 1,4 Mio. Menschen in Makedonien (Amtssprache) sowie, in den zugehörigen Dialekten, in Teilen Südostalbaniens, Nordgriechenlands und Südwestbulgariens gesprochen.
 
Die zahlreichen Dialekte werden in eine westliche und eine östliche Gruppe unterteilt, wobei die zentralen Dialekte der westlichen Gruppe die Grundlage der Literatursprache bilden. In der weitgehend phonetischen Rechtschreibung wird ein kyrillisches Alphabet verwendet (Ausnahmen: ŕ = palatales g, ḱ = palatales k, s = stimmhafte Affrikate). Der Wortakzent liegt in der Regel auf der drittletzten Silbe, bei zweisilbigen Wörtern auf der ersten; alle Vokale beziehungsweise Silben sind kurz. Morphologie und Syntax der makedonischen Sprache haben im Rahmen der Balkansprachen ihre Prägung erfahren: Ein Infinitiv fehlt (stattdessen Nebensatzkonstruktionen), das Verbalsystem ist jedoch differenziert und reich an Tempora und Modi. Es weist u. a. besondere Formen für Aussagen auf, die auf Hörensagen, nicht auf eigener Teilnahme oder Erfahrung beruhen. Substantiv und Adjektiv unterscheiden drei Genera (Maskulinum, Femininum, Neutrum) und zwei Numeri (Singular, Plural; die Maskulina kennen nach Zahlen noch eine eigene Zählform); die slawische Deklination ist weitgehend verloren; Kasusrelationen werden in der Regel präpositional ausgedrückt; ein Vokativ ist in lebendigem Gebrauch. Das Makedonische besitzt wie die bulgarische, rumänische und albanische Sprache einen nachgestellten Artikel, der allerdings nur hier in drei Formen erscheint, um allgemeine oder lokalisierte (nah oder fern) Determiniertheit auszudrücken, z. B. dete »(ein) Kind«, deteto »das Kind«, detevo »das Kind (hier)«, deteno »das Kind (dort)«. Eine weitere Besonderheit stellt die regelhafte Verdopplung des Objekts (»Pronominalreprise«) dar, wobei indirekte und determinierte direkte Objekte zur Verdeutlichung der syntaktischen Bezüge durch Pronomina beim Verb angekündigt werden, z. B. Ivan i ja dava Ana knigata »Ivan (es ihr) gibt Ana das Buch«.
 
 
H. G. Lunt: A grammar of the Macedonian literary language (Skopje 1952);
 
Pravopis na makedonskiot literaturen jazik (ebd. 1969);
 V. Bojić u. W. Oschlies: Lb. der m. S. (21986);
 T. Dimitrovski u. a.: Rečnik na makedonskiot jazik. So srpskohrvatski tulkovanija (Skopje 21986);
 B. Koneski: Istorija na makedonskiot jazik (Neuausg. ebd. 1986);
 B. Koneski: Gramatika na makedonskiot literaturen jazik (Neuausg. ebd. 1987);
 R. L. Lenček u. M. Okuka: A bibliography of recent literature on Macedonian, Serbo-Croatian and Slovene languages (München 1990);
 
Studies in Macedonian language, literature and culture, hg. v. B. Stolz (Ann Arbor, Mich., 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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